BROTHERS - Gewaltprävention bei (geflüchteten) Jugendlichen

Seit Juli 2020 begleitet die Stiftung Deutsches Forum für Kriminalprävention (DFK) das unter anderem mit EU-Mitteln aus dem Programm „Soziale Innovation“ geförderte Projekt „BROTHERS – Gewaltprävention bei (geflüchteten) Jugendlichen“ – powered by HEROES.

BROTHERS wurde sowohl mit dem Niedersächsischen Sozialpreis 2021 als auch mit dem Niedersächsischen Integrationspreis 2022 ausgezeichnet.

Die Stiftung Deutsches Forum für Kriminalprävention (DFK) finanzierte eine unabhängige Wirkungsevaluation über die Camino gGmbH , welche die Wirksamkeit der Maßnahmen bestätigte, so dass nun von einem evidenzbasierten Präventionsansatz mit integrativer Wirkung gesprochen werden kann. Es konnte klar herausgestellt werden, dass der Projektansatz die Identifikation mit demokratischen Werten stärkt und nachweislich erfolgreich tradierte Rollenbilder und damit verbundene Gewaltlegitimationen zur Diskussion stellt. Auch für antisemitische Überzeugungen kann ein hoch signifikanter Rückgang festgestellt werden. Näheres siehe Projektevaluation.

Eine Prüfung und Aufnahme in die Grüne Liste Prävention steht kurz bevor. Darüber hinaus ermöglicht ein übertragbares Trainingskonzept die Projektumsetzung zukünftig auch an weiteren Standorten bundesweit. Neben einer Lang- und Kurzfassung der Evaluationsergebnisse entstand auf Initiative des DFK auch ein übertragbares Trainingskonzept in Form eines Praxisleitfadens.

Bei Interesse einer praktischen Umsetzung in ihrer/m Kommune/ Landkreis oder Bundesland, sprechen Sie uns gerne an.

 


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Projektinhalt

Das Projekt setzt explizit bei der präventiven Jungenarbeit im Kontext von Ehre an und adressiert erstmalig und erfolgversprechend auch junge geflüchtete Männer. Viele in Gewalt mündende Konflikte beginnen damit, eine vermeintliche Würde oder Ehre verteidigen zu müssen. Eigene Gewalterfahrungen, Perspektivlosigkeit, tradierte Rollenbilder und Sprachdefizite können dabei herkunftsunabhängig besonders in konservativen und ehrkulturellen Familienstrukturen während der Adoleszenzphase unreflektiert in ein toxisches Männlichkeitsbild und Gewalt münden.
Junge Zuwanderer, die oft unter Bedingungen sozialer Benachteiligungen aufwachsen, sind davon besonders betroffen. Doch die bestehende Präventionslandschaft ist bisher kaum auf die spezifischen Bedarfe junger geflüchteter Männer ausgerichtet. Allein die Sprachbarriere lässt oft keine Nutzung bestehender Angebote zu.

 

Projektablauf

In dem Projekt bilden Teamleiter Jugendliche – vorrangig mit Fluchthintergrund – im Alter von 14 bis 25 Jahren zu „BROTHERS“ aus. Diese geben ihr Wissen zu Selbstreflexion, Ehre, Wahrnehmung von Grenzen und Gewalt sowie Entwicklung von Handlungsalternativen und Rhetorik dann peer-to-peer in Workshops an Schulen und Jugendgruppen auch an die sonst schwer erreichbare Zielgruppe innerhalb der Flüchtlingscommunity weiter. Eine weitere Zielgruppe sind Fachkräfte, die mit Jugendlichen arbeiten.

Weitere Projektinformationen finden Sie unter http://brothers-bonveno.de/

 

Presse & Auszeichnungen

„BROTHERS“ leistet hier dringend notwendige  Pionierarbeit und wurde im Jahr 2021 mit dem niedersächsischen Sozialpreis und im Jahr 2022 mit dem niedersächsischen Integrationspreis ausgezeichnet.

 

Projektevaluation

Ob dieser erfolgversprechende Ansatz tatsächlich wirkt,  wurde im Auftrag des DFK in einer unabhängigen Wirkungsevaluation durch die Gesellschaft Camino – Werkstatt für Fortbildung, Praxisbegleitung und Forschung im sozialen Bereich – gGmbH  in Berlin überprüft. Hier zeigte sich, dass das Projekt nachweislich zu einer gesteigerten Identifikation mit Werten der Demokratie sowie Distanzierung von Gewalt führt und sich auch auf die sonst schwer erreichbare Flüchtlingscommunity bspw. innerhalb Familie auswirkt. Die Erkenntnisse sollen es ermöglichen, den erfolgreichen Projektansatz nachhaltig auch an anderen Standorten bundesweit nutzbar zu machen.

Für die Umsetzung braucht es nun starke Partner, auch um den polarisierenden Migrationsdebatten und der daraus wachsenden Vorurteilskriminalität sowie bisweilen offen ausgelebtem Antisemitismus etwas entgegen zu setzen.   Hierzu ein Zitat aus dem Evaluationsbericht: “Weitere Effekte sind in Bezug auf das Kulturverständnis der Jugendlichen feststellbar: Hier zeigt sich beispielsweise eine stärkere Ablehnung von „Härte“ zur Durchsetzung gesellschaftlicher und kultureller Regeln sowie ein Rückgang bei der Überzeugung, dass die eigene Kultur anderen überlegen sei. Auch für antisemitische Überzeugungen kann ein hoch signifikanter Rückgang festgestellt werden, wenngleich Antisemitismus nicht explizit Gegenstand aller Workshops war.“

 

Ihre Ansprechpartner im DFK