Gemeinsame Erklärung „Städtenetzwerk für mehr Toleranz und Gewaltlosigkeit“
Die erkennbare Zunahme von Gewalttaten in Europa, deren Ursprung häufig mangelnde Toleranz ist, wird mit großer Sorge beobachtet.
Zugleich stellen wir fest, dass Extremismus, Fremdenfeindlichkeit und Rassismus nicht mehr ausschließlich gesellschaftliche Randprobleme sind, sondern in Teilbereichen ihre Wurzeln mitten in der Gesellschaft haben.
Wir müssen daher alle Anstrengungen unternehmen, damit niemand erniedrigt, verfolgt, überfallen, verletzt oder getötet wird.
Dazu ist es auch notwendig, die interkulturelle Kompetenz zu erhöhen. Bei Kindern, Jugendlichen und Heranwachsenden müssen verstärkt Weltoffenheit und Toleranz als Werte in der Erziehung eingebunden werden.
Notwendig ist ferner ein breiter gesellschaftlicher Konsens über Werte und Normen, an dem alle gesellschaftlich relevanten Gruppen, insbesondere Kirchen, Gewerkschaften, Wohlfahrtsverbände, Schulen und Verwaltungen mitwirken.
Gemeinsame Aktionen können deutlich machen, dass Bürgerinnen und Bürger tolerant und weltoffen sind und wachsam gegenüber allen Versuchen, die Grundregeln unseres demokratischen Gemeinwesens auszuhöhlen.
Neben deutschen Städten sind auch viele europäische Städte von Gewalt und Extremismus betroffen. Diese Erkenntnis verlangt nach konzertierten Aktionen, gemeinsamen Projekten und arbeitsteiliger Projektentwicklung.
Die Landeshauptstadt Düsseldorf und die Stiftung Deutsches Forum für Kriminalprävention haben sich deshalb zum Ziel gesetzt, ein über die Bundesrepublik Deutschland hinausgehendes Städtenetzwerk für mehr Toleranz und Gewaltlosigkeit zu initiieren.
Aus den Präventionsprojekten anderer zu lernen und deren Erfahrungen zu nutzen, Ressourcen wirtschaftlich einzusetzen, gemeinsame Probleme zu analysieren, Lösungen zu entwickeln, diese zügig und mit möglichst hoher Erfolgsgarantie umzusetzen, das sind die Ziele eines Städtenetzwerkes.
Vor diesem Hintergrund wollen die an der Auftaktveranstaltung in Düsseldorf teilnehmenden Städte Chemnitz, Dublin, Düsseldorf, Frankfurt, Hannover, Köln, Ludwigshafen, Lübeck, Magdeburg, Molenbeek-Saint-Jean, Newcastle, Rostock, Rotterdam und Stuttgart an dem Aufbau eines auch für andere Städte offenen Netzwerkes für mehr Toleranz und Gewaltlosigkeit mitwirken.
In dem Netzwerk sollen gemeinsame Projekte entwickelt, Ergebnisse der Präventionsarbeit der Städte dokumentiert und über gemeinsame Kommunikationsstrukturen verfügbar gemacht werden. Zu diesem Zwecke wird in einem ersten Schritt ein E-Mail-Knoten bei der Stiftung Deutsches Forum für Kriminalprävention eingerichtet und die weitere Zusammenarbeit koordiniert. Damit wird es möglich sein, dass neue Projekte einzelner Städte sowohl in der Planung als auch in der Realisierungsphase zielgerichtet gesteuert und umgesetzt sowie praktische Erfahrungen unmittelbar und ohne administrative Hemmnisse ausgetauscht werden können.
Zunächst wird jede Stadt ein aus ihrer Sicht bereits erfolgreiches und auch für andere Städte interessantes Präventionsprojekt für mehr Toleranz und Gewaltlosigkeit dokumentieren, das sich speziell an Kinder und Jugendliche richtet. Die Dokumentationen werden innerhalb von vier Wochen bei der Stiftung Deutsches Forum für Kriminalprävention vorliegen und den anderen Städten zur Verfügung gestellt.
Danach wird - je nach Wahl der einzelnen Stadt - eine Umsetzung einzelner Projekte erfolgen; ein entsprechender Erfahrungsaustausch findet bei der nächsten Sitzung in etwa sechs Monaten statt. Die teilnehmenden Städte werden sich zudem gegenseitig über die in ihrer Stadt erkennbaren Kriminalitätstrends und Schwerpunkte (Frühwarnsystem) informieren.
Auch die allgemeine Kriminalprävention bedarf verstärkter Zusammenarbeit der Großstädte. Nur so können rechtzeitig negative gesellschaftliche Entwicklungen erkannt und frühzeitig gemeinsam Gegenstrategien entwickelt werden. Auch für den Wirtschaftsstandort Europa als Industrie- und Investitionsstandort sind Sicherheit und die Gewährleistung einer hohen Lebensqualität von besonderer Bedeutung.
Ziel ist insgesamt, der Kriminalität durch vorbeugende Maßnahmen Einhalt zu gebieten, die durch Kriminalität entstehenden Schäden zu verringern und das Sicherheitsgefühl der Bevölkerung zu stärken.
Düsseldorf am 12. September 2001