DFK-Newsletter 11 (21. November 2000)
Inhalt:
1. Aktuelles von der DFK-Homepage
2. Präventionsnews
3. Termine
4. Verschiedenes
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1. Aktuelles von der DFK-Homepage
Neu im Forum:
Rede von EU-Kommissar Vitorino beim 6. Deutschen Präventionstag in Düsseldorf
Bilder vom Präventionstag
DFK-Presseevent am 06.11.2000 in Düsseldorf
neue Links:
http://news.planetproject.de/Germany.cfm
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2. Präventionsnews
Der Aktionsplan der Bundesregierung zur Bekämpfung von Gewalt an Frauen muss zügiger umgesetzt werden.
Das haben die rund 200 Teilnehmerinnen des 4. Fachforums Frauenhausarbeit in einer gemeinsamen Stellungnahme heute (Donnerstag) in Bonn gefordert.
Vor allem die politisch Verantwortlichen in Bund, Ländern und Kommunen sollten deutliche Zeichen setzen, um die Gewalttätigkeit gegen Frauen und ihre Kinder einzudämmen.
Nach einer Studie der UN hat jede dritte Frau in Deutschland Gewalterfahrungen. Jährlich suchen allein 45.000 Frauen Schutz in Frauenhäusern. Daher muss der Gesetzentwurf zum Schutz vor Gewalt zügig verabschiedet werden, fordert das Fachforum. Er sieht vor, dass Männer die Wohnung verlassen müssen, wenn sie Frauen und Kinder misshandeln oder schlagen. Auch die im Gesetzentwurf enthaltenen Näherungs- und Kontaktverbote sehen die
Frauenhausmitarbeiterinnen als dringend notwendig an, damit sich die Frauen besser schützen können. Die Frauenhäuser appellieren an die Länder und Kommunen, die Polizei zu schulen, um schnelle Eingriffe am Tatort zu
ermöglichen.
Außerdem müsse die Lage von Migrantinnen in Frauenhäusern verbessert werden.Frauenhäuser und Frauenanlauf- und Beratungsstellen bleiben unverzichtbar, stellt das Fachforum weiter fest. Frauen seien
häufig jahrelang misshandelt und gequält worden und könnten ihre rechtlichen, sozialen und wirtschaftlichen
Handlungsmöglichkeiten kaum noch überblicken. Ein lückenloses Netz von parteilicher Beratung und Unterstützung sei daher notwendig. Die Frauenhäuser fordern, das bisherige Hilfesystem auf Lücken zu überprüfen, zu ergänzen und weiterzuentwickeln und gleichzeitig die engere Zusammenarbeit von Hilfeeinrichtungen, Polizei und Justiz zu fördern.
Gleichzeitig erteilt die Stellungnahme allen Tendenzen eine klare Absage, die Angebote der 400 Frauenhäuser in der Bundesrepublik in Frage zu stellen. Die mehrjährigen Erfahrungen mit dem österreichischen Wegweisungsgesetz hätten bestätigt, dass Frauen trotz verbesserter Rechtslage weiterhin Zuflucht in Frauenhäusern suchen. Das Fachforum fordert daher die Finanzierungsträger auf, die Aufnahme und Aufenthaltsdauer im Frauenhaus weder von den Kosten noch von der Herkunft der Frauen abhängig zu machen, sondern sich allein an ihrer Gefährdung und dem Hilfebedarf der Frauen zu orientieren.
ots Originaltext: Arbeiterwohlfahrt Bundesverband AWO Im Internet recherchierbar: http://recherche.newsaktuell.de
Gegen Intoleranz und Fremdenfeindlichkeit
Bertelsmann Stiftung entwickelt Trainingsprogramme für Schulen
und Bildungseinrichtungen
Die Bertelsmann Stiftung hat ein umfangreiches
Trainingsprogramm gegen Intoleranz und Fremdenfeindlichkeit
entwickelt. Das gab die Stiftung angesichts des von der UNESCO
ausgerufenen internationalen Tages der Toleranz bekannt, der
morgen weltweit begangen wird. Das Angebot wendet sich an
Multiplikatoren in Schulen, regionale Bildungsstätten und Einrichtungen der
Kommunen .und Länder.Das Programm mit dem Titel "Achtung (+)
Toleranz - Wege demokratischer Konfliktregelung" vermittelt Pädagogen
wirkungsvolle Praxis-Hilfen zur Förderung toleranten Verhaltens. Dem
Autorenteam der Bertelsmann Forschungsgruppe Politik am Centrum für
angewandte Politikforschung (CAP) in München kommt es darauf an, Demokratie
und Toleranz "erlebbar" zu machen, damit in unserer Gesellschaft ein
friedliches Zusammenleben von Menschen mit unterschiedlichen
Wertvorstellungen, Identitäten und kulturellen Lebensentwürfen
möglich wird. Das Trainingsprogramm, das u.a. in Seminaren mit
Beschäftigten der öffentlichen Verwaltung in Potsdam, München
und Gütersloh getestet wurde, steht im Kontext des Engagements
der Bertelsmann Stiftung gegen jede Form von Antisemitismus,
Rassismus und Intoleranz. In vielen ihrer Projekte setzt sie
sich aktiv für Verständigung und Ausgleich über nationale,
kulturelle und religiöse Grenzen hinweg ein.
So hat die Stiftungs-Initiative "Erziehung zu Demokratie und
Toleranz" in den vergangenen Jahren auf vielfältige Weise dazu
beigetragen, dass sich Schulen und außerschulische
Bildungseinrichtungen gegenüber neuen Ideen und Instrumenten
interkulturellen Lernens öffnen. Tausende von Lehrern, Schülern
und Teilnehmern von Seminaren in der Erwachsenenbildung haben die
neuen Formen toleranter Konfliktregelung kennengelernt, die die
Stiftung entwickelt oder aus anderen Ländern für deutsche
Bildungsanbieter adaptiert hat. Unter dem Motto "Von anderen lernen!" organisiert
die Stiftung ein internationales Netzwerk zur Demokratie-,
Menschenrechts- und Toleranzerziehung, dem best
practice-Initiativen aus neun Ländern angehören. Als weitere Maßnahmen sind Projekte
zur Ausländerintegration und zur Prävention vor wachsendem
Rechtsextremismus geplant.
Die Bertelsmann Stiftung möchte mit diesen Projekten gute
Beispiele fördern, zur Nachahmung empfehlen und die
demokratische Gemeinschaft ermutigen, gegen Diskriminierung und für Toleranz
couragiert Gesicht zu zeigen.
ots Originaltext: Bertelsmann Stiftung
Im Internet recherchierbar: http://recherche.newsaktuell.de
Wissen wird Macht
Der neue niedersächsische Justizminister
Von Frank Drieschner
Hannover
Vermutlich wäre Deutschland in den letzten Jahrzehnten auch ohne Christian
Pfeiffer einigermaßen über die Runden gekommen, aber sicher ist das nicht.
Dieser Eindruck kann jedenfalls entstehen bei einer Begegnung mit dem Leiter des
Kriminologischen Forschungsinstituts Niedersachsen, der in vier Wochen der neue
Justizminister des Landes werden wird.
Dass die Jugendkriminalität in den Achtzigern nicht stärker gestiegen sei, führt
der Kriminologe auf sein Münchner Modellprojekt mit jungen Straftätern und seine
Arbeit als "Fortbilder der Nation" in der Jugendgerichtshilfe zurück. Das Gesetz
gegen die Vergewaltigung in der Ehe? Vom Bundestag beschlossen unter dem
Eindruck seiner Forschungsergebnisse, die er dem Parlament bei einer Anhörung
präsentierte. Die Abschaffung des elterlichen Züchtigungsrechtes, die Anfang
kommenden Jahres in Kraft treten wird? Ebenso. Und nun, da alles verzweifelt
nach der "Zivilgesellschaft" ruft, die sich den Banden der rechten Schläger in
den Weg stellen solle, wer hilft ihr da auf die Beine? Die Bürgerstiftung
Hannover, ein karitatives Netzwerk nach amerikanischem Vorbild mit mittlerweile
17 Ablegern in anderen deutschen Städten - Gründer: Christian Pfeiffer.
Wahrscheinlich stimmt das alles, man muss es neidlos anerkennen. Jedenfalls
neigt der Mann nicht dazu, sein unbestreitbar helles Licht unter den Scheffel zu
stellen. Darum dürfte Ministerpräsident Gabriel ihn jetzt in seine
Landesregierung holen: in der Hoffnung, es möge ein wenig von diesem Licht auch
auf ihn selbst fallen.
Wer viel tut, macht Fehler. Können Sie sich an einen Fehler erinnern, Herr
Pfeiffer? Langes Schweigen. Seltsam, wie schnell dieser Wissenschaftler ein
Fehlurteil in einer heiß umstrittenen Frage vergessen hat. Jahrelang war er der
Kronzeuge der Linken und Liberalen im Streit um die Ausländerkriminalität. Sie
wiege, so Pfeiffer damals, nicht schwerer als die der Deutschen, sofern nur
Täter gleichen Geschlechts und Alters in gleicher sozialer Lage verglichen
würden. Inzwischen ist er von dieser These abgerückt - und hat bahnbrechende
Forschungsergebnisse zu "importierten Machokulturen" und der Gewalttätigkeit
junger Türken veröffentlicht. Als Wissenschaftler, sagt er, habe er ja die
Freiheit, ein falsches Urteil zu korrigieren.
Als Minister wird er sich solche Fehler nicht erlauben können. Das ist ihm wohl
bewusst, und vielleicht liegt es daran, dass er wie ein Politiker spricht, wenn
er nach seinen Plänen in der Landesregierung gefragt wird. Vom Zuhörenkönnen und
vom Lernen ist dann die Rede und von viel Geduld, die man haben müsse. Bloß
nicht anecken, nicht schon vor der Amtseinführung.
Aber Disziplin ist nicht das Wichtigste, was von diesem Justizminister erwartet
wird. Gabriel, das hat er inzwischen bei etlichen Gelegenheiten gesagt, denkt an
den nächsten Wahlkampf, und da konnte er einen besseren als Pfeiffer unmöglich
finden. Kreativ, kenntnisreich und medientauglich, mit fast 100
Fernsehauftritten pro Jahr, scheint er die perfekte Waffe im Kampf um Stimmen.
Sein Eintreten für die Kronzeugenregelung dürfte ihm unter Konservativen
Sympathien verschaffen, ebenso seine Auftritte als Laienprediger. Im grünen
Lager wird man seine Bekenntnisse zur Frauenbefreiung und die Kritik an der
deutschen "Winner/Loser-Kultur" gern hören.
Fragt sich nur, warum Pfeiffer den Job übernimmt. Es sei "nur konsequent", sagt
er, sich nach so vielen Jahren des geduldigen Konzepte-Schreibens selbst um die
Umsetzung zu kümmern. Aber das ist wenig plausibel - als Fachmann hat es ihm,
wie er gern bekundet, an Einfluss nie gefehlt. Reden schreiben für
CDU-Politiker, Auftritte bei CSU und Grünen, all das wird schwieriger werden,
nun, da Pfeiffer seine "ruhende SPD-Mitgliedschaft" von anno 1969 wieder
"reaktiviert".
Zum Glück muss dieser Ausflug in die Politik nicht allzu lange dauern. Am Ende
der Legislaturperiode, sagt Pfeiffer, werde er "wahrscheinlich" in die
Wissenschaft zurückkehren. Es zwingt ihn ja niemand, darauf schon im Wahlkampf
hinzuweisen.
(c) DIE ZEIT 47/2000
http://www.zeit.de/2000/47/Politik/200047_pfeiffer.html
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4. Termine
Termin Veranstaltung Ansprechpartner
27.11.00
09.00 - 17.00 uhr Fachtagung zum Thema
"Frauen sind unschlagbar"
Sachsen-Anhalt setzt Zeichen gegen häusliche Gewalt
im Roncalli-Haus Magdeburg
Ministerium für Arbeit, Frauen, Soziales und Gesundheit
Leitstelle für Frauenpolitik
Frau Rode; Tel.: 0391 / 567-4066
29.11.00
10.00 - 16.30 Uhr Fachtagung "Was für eine Drogenpolitik braucht
Sachsen-Anhalt?", in Halle Friedrich-Ebert-Stiftung, Büro Sachsen-Anhalt;
FAX: 0391 / 568 - 7615,
Ansprechpartner Hr. Dr. Hexel, Tel.: 0391 568 - 760
02.12.00
09.30 - 16.30 Uhr "Steh' auf gegen Rechts!
Kongress für aktive Menschlichkeit und Toleranz in Deutschland,
in Stendal Forum Ostdeutschland der Sozialdemokratie e. V.,
Tel.: 030 / 25 99 12 76
FAX: 030 / 25 99 12 71
22.01.01 - 26.01.01
Fortbildungsveranstaltung "Jugendkriminalität" für JugendrichterInnen,
FamilienrichterInnen, Staatsanwälte, Bedienstete des sozialen Dienstes der
Justiz sowie Bedienstete der Polizei und der Jugendämter
in Benneckenstein
Ministerium der Justiz des Landes Sachsen-Anhalt
Ansprechpartner:
Fr. MR Streuzek,
Tel.: 0391 / 567 - 41 21
Fr. ROI Gottwald
Tel.: 0391 / 567 - 41 25 oder 41 16
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