DFK-Newsletter 67
Sehr geehrte Leserinnen und Leser,
Herbstzeit ist auch Tagungszeit. Deshalb gerne zu Beginn mein Hinweis auf den DFK-Präventionskalender verbunden mit der Hoffnung, dass die Veranstaltungen dazu beitragen, Vernetzungen zu vertiefen und neue Kooperationen zu schließen.
Präventionsnews
1. Gelingende Gewaltprävention braucht Schulentwicklung: Eindrücke vom Bodensee-Kongress „Treibhäuser & Co“
Im Hinblick auf Erfordernisse der Gewaltprävention an Schulen setzt sich zunehmend die Erkenntnis durch, dass die Förderung der Schulentwicklung die zentralste aller Strategien zu sein scheint: Will man dauerhaft gelingende Gewaltprävention, braucht man Schulentwicklung. Daher war der Bodensee - Kongress der Schulerneuerer und Bildungsreformer vom 02.- 05. Oktober 2008 ein wichtiger Impuls auch für die Umsetzung der entwicklungsorientierten Ansätze der Gewaltprävention im Kindes- und Jugendalter.
Der Kongress wird seine Wirkung haben. Davon sind die Veranstalter und die Vereinsmitglieder des „Archiv der Zukunft – Netzwerks“ überzeugt. Es war ein großartiges Ereignis. Nahezu 1.400 Teilnehmer waren nach Bregenz und elf weitere Orte rund um den See gekommen.
Kindheit und Jugend waren Ausgangspunkt, die Bildung neu zu denken: "Kinder sind keine Fässer, die gefüllt, sondern Flammen, die entfacht werden wollen" (Francois Rabelais).
Plenumsveranstaltungen, Arenen des Austauschs, Exkursionen zu Bildungsorten rund um den Bodensee und eine Klausur auf einem Schiff der Bodenseeflotte waren die Bausteine des umfangreichen Programms.
Drei Wochen vor dem Bildungsgipfel der Bundeskanzlerin mit den Ministerpräsidenten hat das Treffen der „Intelligenz der pädagogischen Praxis“ am Bodensee gezeigt, was zivilgesellschaftliche Ansätze diesseits der staatlichen Politik sein können.
Auch Bildungsministerin Annette Schavan lobte den Kongress und das Netzwerk, weil seine Mitglieder „nicht auf Reformen warten, sondern diese auf den Weg gebracht haben.“ Auf dem bildungspolitischen Kongress der CDU hob sie „die Bewegung um Reinhard Kahl und das Archiv der Zukunft" hervor, weil sie „die Realität gelingenden Schullebens eindrucksvoll dokumentiert und Modelle schafft, die auch für andere interessant sein können. So helfen sie, die Bildungsrepublik weiterzuentwickeln.“
Es wird eine Dokumentation zum Kongress geben. Sie erscheint Ende des Jahres 2008 und ist dann über www.archiv-der-zukunft.de zu bestellen.
Wie geht es weiter? Nach diesem großen Kongress soll sich die Arbeit im „Archiv der Zukunft Netzwerk“ in der nächsten Zeit auf regionale Veranstaltungen und kleinere, thematisch begrenzte Colloquien konzentrieren. Und natürlich gilt es, die Wege des Gelingens (und auch Scheiterns) praxisnaher Schulentwicklung in den Foren der Website (www.adz-netzwerk.de) auszutauschen, zu reflektieren sowie zu diskutieren.Weiterhin steht eine „Strategiekonferenz“ an. Die Netzwerker wollen sich über die Struktur ihrer weiteren Arbeit verständigen. Es wird auch wieder einen großen Kongress geben. Vielleicht aber erst im Jahr 2010.
Impulse aus der Perspektive der Gewaltprävention können in die Debatte um gelingende Schulentwicklung eingebracht werden: „…eine gute Schule wiederum baut auf Aktivitäten und Kompetenzen in den Bereichen Konfliktbearbeitung und Gewaltprävention bei allen schulischen Akteuren.“ (DJI: Strategien der Gewaltprävention im Kindes- und Jugendalter, München 2007, S. 128.)
2. „Und dann kam Alex“ - Mobile Theaterproduktion zum Thema Gewalt und Mobbing unter Jugendlichen
Vom 3. – 21. November 2008 wird das Tournee-Theater „Ensemble Radiks“ mit dem Stück „Und dann kam Alex“ von Karl Koch an Nordrhein-Westfälischen Schulen und Jugendzentren auftreten. Das Stück setzt sich mit den Themen Gewalt, Mobbing und Bullying unter Jugendlichen, insbesondere unter Schülerinnen und Schülern, auseinander und diskutiert Themen, die häufig in Zusammenhang mit Jugendgewalt gebracht werden.
In der Art eines Stationendramas führt uns Alex in seine Welt. Eine Welt, die einerseits geprägt ist durch die Suche nach Nähe und Anerkennung, andererseits aber durch Sprachlosigkeit und Ignoranz. In kurzen prägnanten Dialogszenen schildert er die Beziehung zu seinen Eltern, spricht über seine Wünsche und Ängste. Auch andere lässt er zu Wort kommen: seine Eltern, eine Jobvermittlerin, die Sekretärin und eine Mitschülerin seiner Schule. Wesentlicher Teil des Stückkonzeptes ist, dass sich die Darsteller im Anschluss an die letzte Spielszene an ihr Publikum wenden und so in eine Diskussion und Nachbereitung überleiten: Wie hätte die Eskalation verhindert werden können? War die Entwicklung absehbar? Wer hätte an welchem Punkt eingreifen können? Wer hat „Schuld“?
Zur Vor- und Nachbereitung der Veranstaltung wird ein umfangreiches Begleitmaterial zur Verfügung gestellt. Mehr Infos: www.ensemble-radiks.de .
3. DHS-Fachkonferenz Sucht 2008
Die Deutsche Hauptstelle für Suchtfragen (DHS) veranstaltet vom 10.-12. November 2008 ihre diesjährige Fachkonferenz "Sucht, Abhängigkeit, Exzessives Verhalten - Zustände und Zuständigkeiten" in Bielefeld. Ein Schwerpunkt dabei wird die neu geführte Auseinandersetzung um den Suchtbegriff und die verhaltensbezogenen Abhängigkeiten sein, wie z.B. Essstörungen, pathologisches Spiel und Umgang mit Internet und Computerspielen. In fünf Foren und sieben Seminaren und einem Symposium haben die Konferenzteilnehmer/-innen die Möglichkeit, sich zu informieren, die Diskussion aktiv weiter zu entwickeln und Antworten auf ihre Fragen zu erhalten. Das Programm finden Sie unter www.dhs.de .
4. Prävention und Gesundheitsförderung: Ein Thema im Kinder- und Jugendschutz
Gesundheit, Gesundheitserziehung, Ernährung, Bewegung, Prävention – dies alles sind Begriffe aus der aktuellen Diskussion um den Gesundheitszustand der deutschen Bevölkerung. Spezielle Angebote für die Zielgruppe der Kinder und Jugendlichen finden sich in allen Settings – Kindergarten, Schule, Familienbildung. Auch der nächste Kinder- und Jugendbericht steht ganz im Zeichen der Gesundheit von Kindern und Jugendlichen. Entsprechend finden sich eine Vielzahl an Studien, die dieses Thema in der einen oder anderen Form bearbeitet haben.
Grund genug für die Bundesarbeitsgemeinschaft Kinder- und Jugendschutz, das Thema Prävention und Gesundheitsförderung in der Ausgabe 4-2008 der Zeitschrift Kinder- und Jugendschutz in Wissenschaft und Praxis aufzugreifen. Denn gerade der Kinder- und Jugendschutz beschäftigt sich schon lange mit Themen wie Suchtprävention, Lebenskompetenzförderung, Ess-Störungen, Kranke Kinder, Macht Armut krank? u.v.m.
Die Autorinnen und Autoren beleuchten das Thema aus verschiedenen Richtungen, bringen Beispiele, klären Begriffe und weisen auf Unzulänglichkeiten hin. Ergänzt wird das aktuelle Heft durch einen Beitrag zum Thema Kinder als Adressaten von Werbung sowie die Kommentierung eines Gerichtsurteils zu Rechtsproblemen bei der Mitwirkung von Minderjährigen an Doku-Soaps.
Die Ausgabe 4/2008 der Zeitschrift Kinder- und Jugendschutz in Wissenschaft und Praxis (KJug) kann zum Preis von EUR 13,- bestellt werden beim
Ernst Reinhardt Verlag, Kemnatenstr. 46, 80639 München, info@reinhardt-verlag.de
5. Kommunaler Wettbewerb "Vorbildliche Strategien kommunaler Suchtprävention"
Zum vierten Mal ist der bundesweite kommunale Wettbewerb "Vorbildliche Strategien kommunaler Suchtprävention" bereits im August 2008 gestartet. Das Thema des diesjährigenWettbewerbs lautet "Suchtprävention für Kinder und Jugendliche vor Ort". Bis zum 15. Januar 2009 haben Städte, Landkreise und Gemeinden aus ganz Deutschland die Gelegenheit, Wettbewerbsbeiträge einzureichen. Ziel ist es, kommunale Aktivitäten im Bereich der Suchtprävention auszuzeichnen, bundesweit bekannt zu machen und damit zur Nachahmung zu empfehlen. Als zusätzlicher Anreiz wird ein Preisgeld in Höhe von 60.000 Euro ausgelobt. Es wird ergänzt um einen Sonderpreis von 10.000 Euro für innovative Konzepte gegen das "binge drinking" bei Kindern und Jugendlichen, bereitgestellt von der Arbeitsgemeinschaft der Spitzenverbände der Krankenkassen.
Zur rege Beteiligung wird aufgefordert. Nähere Informationen finden Sie im Internet.
6. Kongress zur Zukunft der Städtebauförderung von Bund, Ländern und Kommunen am 28. Oktober 2008 BMVBS in Berlin
Die Städtebauförderung sorgt seit fast vierzig Jahren erfolgreich mit dafür, dass die Städte und Gemeinden der Bundesrepublik lebenswert sind und sich auf neue Entwicklungschancen und Problemstellungen einstellen können.
Ein aktueller Statusbericht 2008 zum Programm Soziale Stadt kommt zu dem Ergebnis, dass sich vor allem die Situationswahrnehmung in den Quartieren gebessert hat, bis hin zu der Überzeugung, "nun in einem lebenswerteren Quartier mit positiver Grundstimmung zu wohnen und nicht mehr vom Rest der Stadt isoliert zu sein. "
Angesichts aktueller Themen wie Klimawandel, demographischer Wandel, regional differenzierte Bevölkerungsentwicklungen, sich dynamisch entwickelnde und global orientierende Märkte stellt sich die Frage, ob und in welchem Ausmaß die Städtebauförderung neu justiert werden muss und ob neue Lösungsstrategien nötig sind.
Diese Fragen sind Anlass für die Bundesregierung, gemeinsam mit Praktikern und Vertretern aus Politik und Wissenschaft die zukünftigen Anforderungen an die Städtebauförderung zu diskutieren. Der Kongress wird am 28. Oktober 2008 in Berlin unter Teilnahme von Bundesminister Wolfgang Tiefensee stattfinden. Er wird die Ergebnisse des bisherigen Dialogs zur Weiterentwicklung der Städtebauförderung vorstellen und kritisch diskutieren.
Der Kongress wird ausgerichtet vom Bundesministerium für Verkehr, Bau und Stadtentwicklung in Zusammenarbeit mit der Bauministerkonferenz (ARGEBAU), dem Deutschen Städtetag, dem Deutschen Städte- und Gemeindebund sowie dem Deutschen Landkreistag. Weitere Informationen bei www.bmvbs.de .
7. „Justiz auf einen Blick"
In der Broschüre des Statistischen Bundesamts werden aktuelle statistische Ergebnisse in kompakter Form dargestellt. Die Broschüre richtet sich vor allem an die interessierte Öffentlichkeit. Durch sie soll ein schneller Überblick über Strukturen und aktuelle Entwicklungen in der deutschen Rechtspflege ermöglicht werden.
In eigener Sache
Zum Abschluss der Hinweis, dass ich ab dem 01. November 2008 die Aufgaben der DFK-Geschäftsstelle allein wahrnehmen werde. Einschränkungen der Unterstützungs- und Kooperationsmöglichkeiten sind daher unvermeidlich.
Ich bitte um Verständnis und verbleibe weiterhin
mit freundlichen Grüßen
Ihr Wolfgang Kahl