DFK-Newsletter 81
Liebe Leserinnen und Leser,
Editorial
Ein Ausnahmefall in einem friedlichen Land. Ein wahrscheinlich einzelner Täter, der hasserfüllt, ohne Mitgefühl und –leid gehandelt hat. Für den Hass gab es Steinbrüche unmenschlicher Ideologien, die das Verbrechen begründen sollen. Der Mangel an Empathie hängt mit den fehlenden Bindungen zu anderen Menschen zusammen. Warum konnte er keine Beziehungen eingehen? Wie ist es dazu gekommen?
Die Schreckenstaten am 22. Juli in Oslo sind schockierend. Die Folgen haben Ursachen. Wiederum stellen sich der Gesellschaft, den Medien, den politisch Verantwortlichen und den Sicherheitsbehörden - auch neue - Fragen nach dem Warum. Die Antworten müssen Folgen haben. Welche? „Der Schrei“, das bekannteste Motiv des norwegischen Malers Edvard Munch drückt mutlose Verzweiflung aus. Die Norweger antworten jetzt mutig, in dem sie ihren gesellschaftlichen Zusammenhalt mitmenschlich demonstrieren.
Achtsamkeit, Füreinander Sorge tragen, niemanden im Abseits stehen lassen… und Angebote, die soziale Fähigkeiten bereits im Kindesalter stärken sowie im Jugendalter stabilisieren: Selbst in der Gruppe respektierende Resonanz finden und den anderen in der Gemeinschaft zugewandt sein. Der Weg, eine Kultur der gegenseitigen Achtung und Fairness weiter zu entwickeln, muss fortgesetzt werden.
Und nun Gewaltausbrüche in London, Manchester, Liverpool und Birmingham – Fragen zur Dynamik der Gewalt, wie man sie unterbrechen kann, zu den Ursachen. Zudem die Botschaft, die Probleme mit der „vollen Härte des Gesetzes“ lösen zu wollen. Die Jugendgewalt in Großbritannien zeigt eindringlich, dass Gewalt und Kriminalität in diesem Ausmaß und in dieser Ausprägung Folgen gesellschaftlicher Fehlentwicklungen (Makroebene) sind, die marginalisierte Jugendlicher perspektivlos machen (Mikroebene) und nach einem entzündenden Anlass (Aktualgenese) zu eruptiver kollektiver Gewalt und Gesetzeslosigkeit führen. Aus ihrer Sichtweise haben die in Banden lebenden Kinder und Jugendlichen nichts mehr zu verlieren.
Gesellschaftliche Integration und Teilhabechancen für alle Gruppen sind wichtige - auch kriminalpolitische – Zielsetzungen und Teil einer präventiven Strategie, die die Mehrzahl der politischen Handlungsfelder einzubeziehen hat.
Nachrichten und Informationen
1. 10 Jahre Stiftung Deutsches Forum für Kriminalprävention
Vor zehn Jahren – am 29. Juni 2001 – genehmigte das Innenministerium des Landes Nordrhein-Westfalen die Errichtung des DFK als Stiftung bürgerlichen Rechts. Am 24. November 2001 fand im Schloss Bellevue in Anwesenheit des Bundespräsidenten Johannes Rau die konstituierende Sitzung des Kuratoriums statt. Seitdem hat das DFK wichtige Beiträge zur Fortentwicklung der Krimimalprävention in vielen gesellschaftlichen Bereichen geleistet (vgl. forum kriminalprävention 3-2011, erscheint in 34. KW). Grund genug, dass der Präsident des Kuratoriums, Bundesminister des Innern Dr. Hans-Peter Friedrich, sowie der gastgebende Vizepräsident, Bahnchef Dr. Rüdiger Grube, Kuratoren und geladene Gäste – Personen die in ganz unterschiedlicher Weise mit der Stiftung in Berührung gekommen sind - am 9. September 2011 in die Räumlichkeiten des Kaiserbahnhofs in Potsdam zu einem Festempfang bittet.
Den aktuellen Jahresbericht der Stiftung können Sie bitte hier abrufen.
2. Best-Practice-Conference des EUCPN
Am 13. und 14. Dezember 2011 findet in Warschau eine Konferenz des Europäischen Netzwerkes für Kriminalprävention (EUCPN) zu erfolgreichen Projekten (Best-Practice-Conference) mit dem Thema „Sport, science and art in the prevention of crime among children and youth” statt. Die dort vorzustellenden Projekte sollen kreative Ansätze in den Handlungsfeldern Sport, Wissenschaft und Kunst (als pädagogische Settings) beinhalten, die insbesondere das Ziel verfolgen und wirksam erreichen, Gewalt und Kriminalität zu reduzieren. Zugleich bietet die Tagung den Rahmen für die Vergabe des (mit 20.000 EUR dotierten) Europäischen Präventionspreises (ECPA) an eines der vorgeschlagenen Projekte.
Im Namen der polnischen Präsidentschaft bitten BMJ, BMI und DFK als nationale Repräsentanten bzw. Kontaktstellen um Benennung (für die Präsentation / Bewerbung um den Preis) geeigneter Projekte möglichst per Email bis spätestens zum 23. September 2011. Mit dem über den Link erreichbaren Formular kann die Benennung / Bewerbung mit entsprechender Projektbeschreibung möglichst in deutscher (vorab) und englischer Sprache bei dfk@bmi.bund.de (sowie beim BMI, Referat ÖS I 1 oder BMJ, Referat II A 6) eingereicht werden. Die Auswahl der drei Projekte, die von deutscher Seite präsentiert werden sollen (ein Projekt wird daraus für den Preiswettbewerb nominiert) wird von den deutschen Vertretern im EUCPN sodann Anfang Oktober vorgenommen.
3. Arche Nova –Bodenseekongress der Schulerneuerer vom 14.- 16. Oktober 2011
„Arche Nova - Die Bildung kultivieren“ ist das Mottodes großen Kongresses der Schulerneuerer im Festspielhaus Bregenz am Bodensee. Der Kongress wird allen helfen, die kleine Schritte zur Verbesserung des pädagogischen Alltags gehen wollen, um dann große Wirkungen erzielen zu können. Nicht die Debatte um Schulformen bringt weiter, sondern eine veränderte Haltung in der Schule: Nicht Wissen, „das schnell in isolierte, häufig unverstandene und bald wieder vergessene Teile zerfällt“ ist das eigentliche Ziel, sondern die „Dinge, Ideen und Personen“ gehören in der Vordergrund: „Eine Sache um ihrer selbst willen tun und sie deshalb gut machen wollen“ (Richard Sennett) wird zur Maxime. Die Sachen und die anderen Menschen – Beziehungen für wichtig und wertvoll halten – nicht ergebnisversessen auf Noten und Prüfungen gerichtet sein – eine Haltung, die nicht nur humaner sondern am Ende auch wirksamer und nachhaltiger ist. Anmeldungen zum Kongress sind noch möglich. Alles Wissenswerte und Ansteckende finden Sie hier.
4. SPIELBAR AUF DER GAMESCOM 2011
Die Messe „gamescom“ rückt immer näher. Vom 18. bis 21. August wird die spielbar-Jugendredaktion live vom Messegeschehen berichten und am Stand der Bundeszentrale für politische Bildung in Halle 8 (Stand B-045) für Fragen rund um die Themen Computerspiele und Medienpädagogik zur Verfügung stehen. Informationen hier.
5. Forschungsvorhaben für mehr Sicherheit im Luftverkehr
Der sichere Transport von Personen, Gepäck, Post und Frachtgütern im Luftverkehr ist Ausdruck der Mobilität moderner Gesellschaften und der Globalisierung der Warenströme.
Mit der Bekanntmachung "Sicherheit im Luftverkehr" verfolgt das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) im Rahmen des Programms "Forschung für die zivile Sicherheit" der Bundesregierung das Ziel, mit innovativen Lösungen die Sicherheit im Luftverkehr weiter zu erhöhen und den neuen Bedrohungen anzupassen.
Die Bekanntmachung adressiert dabei insbesondere die Themenschwerpunkte fortgeschrittene Detektions- und Kontrolltechnologien (Fracht, Gepäck, Post und Personen), sichere Lieferketten in der Luftfracht und eine erhöhte Resilienz von Flughafeninfrastrukturen.
Erwartet werden Verbundprojekte, die einen praxisnahen und gesellschaftliche Fragestellungen berücksichtigenden Ansatz verfolgen, um Sicherheitskonzepte mit eingebetteten Technologien, Handlungsstrategien und Organisationsformen, auch unter Berücksichtigung relevanter Kostenfaktoren, zu entwickeln. Maßgebliche Kriterien für eine Förderung sind Innovationshöhe, Ganzheitlichkeit sowie Breitenwirksamkeit der Lösungsansätze unter Berücksichtigung gesellschaftlicher Wechselwirkungen der Technologie sowie Einbeziehung relevanter Akteure und die Bedeutung des Beitrags zur Erhöhung der öffentlichen Sicherheit.
In der ersten Verfahrensstufe sind dem Projektträger VDI Technologiezentrum GmbH bis spätestens zum 31. Oktober 2011 zunächst Projektskizzen auf dem Postweg und in elektronischer Form vorzulegen. Weitere Informationen finden Sie hier.
6. forum kriminalprävention 3-2011
Die nächste Ausgabe von „forum kriminalprävention“ mit dem Titel „Heute für ein Besseres Morgen - Miteinander und Zusammenhalt“ berichtet zu
- 10 Jahre DFK
- Subjektive Sicherheit im ÖPNV
- Suchtkarrieren und Kriminalität
- Gewaltprävention in Österreich
- Intelligente Videoüberwachung
- Missbrauch neuer Technologien
- Sicherheitsberichte in Luzern
- Frühe Hilfen bei der Caritas
- Wissensmanagement
- International
- Buchtipps
Leider sind Druck und Versand erst in der 34. Kalenderwoche möglich. Die Online-Artikel finden Sie dann hier .
Liebe Leserinnen und Leser,
Es ist nicht aussichtslos, Zweifel sind erlaubt. Die Zukunft liegt darin, dass man sie vorbereitet.
Herzliche Grüße
Ihr Wolfgang Kahl