DFK Newsletter 84 (Juni 2012)
Liebe Leserinnen und Leser,
was aber ist nun an der Zeit? Sich darauf einlassen, wichtige Themen aus der Sichtweise anderer Beteiligter zu verstehen, sowie bereit sein, eigene Standpunkte angemessen zu kommunizieren, ggf. zu überdenken und über Lösungen zu verhandeln.
(1) Aktuelle Ausgabe "forum kriminalprävention"
In diesem Sinne bietet die aktuelle „forum kriminalprävention“ unterschiedliche Perspektiven an. Im Vordergrund stehen die Fachdebatte zu den Möglichkeiten der entwicklungsorientierten Prävention und der Diskurs um ein systemisches Präventionsverständnis. Theater und Jugendhilfe werden als präventive Ressourcen vorgestellt. In einer Art Gegenperspektive zeigt die Evaluation eines Videoüberwachung-Projekts in Luxemburg die Logik technischer Präventionsansätze. Schließlich gibt es Denkanstöße zu Hochstapelei bzw. zur Frage der strafrechtlichen Relevanz der Finanz- und Wirtschaftskrise. Hier geht es zur Online-Ausgabe.
(2) Gelingensbedingungen für die Prävention von Gewalt im Kindes- und Jugendalter
Die erstmals im April 2008 vom DFK herausgegebene Broschüre konnte mit der Darstellung und Begründung eines weit gefassten entwicklungsorientierten Präventionsansatzes eine Lücke im Wissensangebot zur Gewaltprävention schließen und seitdem den gewaltpräventiven Diskurs maßgeblich beeinflussen, wie die steigende Nachfrage nach universellen Präventionsansätzen z.B. im schulischen Kontext zeigt.
Die Publikation richtet sich an Präventionsfachkräfte, Wissenschaftler und Verantwortliche für Prävention in Verwaltung und Kommunen. Sie ermöglicht eine Auseinandersetzung mit Präventionsprogrammen auf der Grundlage wissenschaftlicher Erkenntnisse und gibt Hinweise für die Implementierung evaluierter Programme. Es ist zu wünschen, dass es mit Hilfe dieser Veröffentlichung gelingt, Programme besser auszuwählen sowie gezielter und wirkungsvoller einzusetzen. Zudem ist zu hoffen, dass die Akteure in den Handlungsfeldern Familie, institutionelle Betreuung, Schule und soziale Umwelt durch die Lektüre motiviert werden, ihrer jeweiligen Verantwortung besser gerecht werden zu können und mit einem gemeinsamen Verständnis von Entwicklungsförderung zu kooperieren.
Bestellungen bitte per Email an dfk@bmi.bund.de . Die Online-Ausgabe finden Sie hier.
(3) Abschlusskonferenz des Projekts „Kooperative Sicherheitspolitik in den Städten“ am 11. September 2012 in Bonn
In den letzten 20 Jahren hat sich die Organisation von Sicherheit in den Kommunen gravierend gewandelt. Komplexer werdende Sicherheitsfragen, die Einbeziehung von Partnern für wirksame Präventionsarbeit und gestiegene Unsicherheitsgefühle in der Bevölkerung erfordern neue bürgernahe Sicherheitskonzepte. Ziel des Projektes „Kooperative Sicherheitspolitik in der Stadt (KoSiPol)“ ist die wissenschaftliche Analyse dieser Sicherheitskonzepte und deren Weiterentwicklung zur Verbesserung der kommunalen Sicherheit. Forschungspartner sind Westfälische Wilhelms-Universität Münster, Fachhochschule für öffentliche Verwaltung NRW, Europäisches Zentrum für Kriminalprävention, Ernst-Moritz-Arndt-Universität Greifswald, Hessische Hochschule für Polizei und Verwaltung.
Im Rahmen des Projektes, das vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) gefördert wird, findet am 11. September 2012 die Abschlusskonferenz mit Unterstützung der Stiftung Deutsches Forum für Kriminalprävention (DFK) im Bundesministerium des Innern (BMI) in Bonn statt. Dort werden die zentralen Erkenntnisse den Experten und Interessierten der wissenschaftlichen und praktischen Öffentlichkeit präsentiert und zur Diskussion gestellt. Das Tagungsprogramm finden Sie hier. Anmeldungen bitte per E-Mail: info.kosipol@uni-muenster.de
(4) Bundesweite Fachtagung „Prävention im Team: Acht Jahre PiT in Hessen“ am 12. September 2012 in Frankfurt
PiT - Hessen (Prävention im Team) ist das Gewaltpräventionsprogramm der Hessischen Landesregierung im „Netzwerk gegen Gewalt“, getragen vom Hessischen Ministerium des Innern und für Sport, Kultusministerium und Sozialministerium.
PiT– Hessen ist ein Programm, das die Kooperation von Schule, Polizei und Jugendhilfe zur Grundlage seines Handelns macht und das Ziel verfolgt, potentielle Opfer zu stärken, in Gewaltsituationen Handlungsoptionen zu haben und damit präventiv zu wirken.
Die bundesweite Fachtagung am 12. September 2012 in Frankfurt (Saalbau Gallus) stellt die Ergebnisse der Evaluationen des Programms und seiner langjährigen Umsetzung (seit 2004) vor und zur Diskussion. Die Evaluation von PiT Hessen und die Veranstaltung werden vom Deutschen Forum für Kriminalprävention (DFK) unterstützt. Informationen zum Tagungsprogramm und zur Anmeldung erhalten Sie hier.
(5) Vorbeugender Politikansatz in Nordrhein-Westfalen
Die Regierungsparteien der Landesregierung in NRW bringen in ihrem Koalitionsvertrag 2012-2017 den Willen zu einem vorbeugenden und integrierten Politikansatz zum Ausdruck. In der Präambel heißt es: „Vorbeugend ausgerichtete Politik muss alle Kinder von Anfang an erreichen. Wir müssen früh beginnen und die Hilfsangebote besser miteinander verknüpfen, damit eine Präventionskette entsteht, die sich am Lebensweg eines Kindes orientiert…“ (Nr. 41 ff.). Im Kapitel „Bildung“ wird der Ansatz konkretisiert (Nr. 354 ff.: „Der vorbeugende Politikansatz bedeutet konkret…“) und zusammengefasst: „Der präventive Ansatz einer systematischen Begleitung von Kindern und Jugendlichen reagiert frühzeitig auf sich anbahnende Schwierigkeiten und nicht erst, wenn sich Auffälligkeiten zeigen, die repariert werden müssen“ (Nr. 472 ff.). Zur vertiefenden Lektüre geht es hier.
(6) Veranstaltungsdokumentation "Gesund aufwachsen in Kita, Schule, Familie und Quartier“ erschienen
Die Dokumentation der Tagung „Gesund aufwachsen in Kita, Schule, Familie und Quartier – Nutzen und Praxis verhaltens- und verhältnisbezogener Prävention“ (am 18. und 19. Mai 2011 in Bonn) ist als BZgA-Fachheft erschienen. Die Publikation kann kostenfrei auf der Website der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA) bestellt oder als PDF herunter geladen werden. Die Tagung im Rahmen des Projekts „Kooperation für nachhaltige Präventionsforschung“ (KNP) hatte zum Ziel, Wissenschaft und Praxis in einen lebendigen Gedankenaustausch zusammenzuführen. Der Tagungsband dokumentiert den aktuellen Forschungsstand zur evidenzbasierten Prävention und Gesundheitsförderung für die Zielgruppe Kinder und Jugendliche und stellt dabei eine Reihe von Programmen und Interventionen vor, die für eine breite Fachöffentlichkeit von Interesse sind.
(7) Cybertraining-4-Parents – Online-Kurs zum Thema Cybermobbing
Der Kurs richtet sich in erster Linie an professionelle Trainer, die mit Eltern arbeiten. Der Online-Kurs umfasst die drei Module „Einführung in Neue Medien“, „Einführung in Cybermobbing“ sowie „Cybermobbing – Intervention und Prävention“ und orientiert sich eng an dem im Rahmen des Projektes entwickelten Trainingsmanuals sowie dem Foliensatz, der für die Arbeit mit Eltern verwendet werden kann. Neben Phasen des Selbststudiums bietet der Kurs die Möglichkeit, sich mit unseren Experten aus Deutschland, Irland, Israel, Norwegen und Portugal sowie mit anderen Kursteilnehmern zu ausgewählten Themen auszutauschen. Für den Kurs sollten insgesamt ca. 6-8 Arbeitsstunden eingeplant werden. Die Teilnahme ist kostenfrei. Da der Online-Kurs sich an ein internationales Publikum richtet, wird er in Englisch abgehalten. Der Foliensatz sowie der Trainer Guide und das Trainingsmanual werden den Teilnehmern am Ende des Kurses jedoch u.a. auch in einer deutschen Version zugänglich gemacht. Weitere Informationen zum Online-Kurs sowie dem CyberTraining-4-Parents Projekt finden Sie hier. Projektpartner ist u.a. das Zentrum für empirische pädagogische Forschung, Universität Koblenz-Landau.
Zum Abschluss: Wer sich für die Fragen interessiert, wie durchlässig und aufnahmefähig politische Instanzen für gesellschaftliche Kritik sind, und welche Rolle Zivilgesellschaften im politischen Prozess spielen – denjenigen empfehle ich die aktuelle Ausgabe von „Aus Politik und Zeitgeschichte“ zum Thema „Protest und Beteiligung“.
Ich wünsche nun allen Leserinnen und Lesern einen guten Sommeranfang mit neuen Perspektiven und bei besserem Wetter - und Urlaub ist jetzt an der Zeit,
Herzliche Grüße
Ihr Wolfgang Kahl