DFK-Newsletter 89 (Juli 2013)
Als Kinder spielten wir ein Spiel, das hieß... Ich weiß nicht, wie es heute heißt... Es hieß: „Ich weiß etwas, was du nicht weißt!“ Man altert. Doch sonst ändert sich nicht viel.
Erich Kästner deutet an, dass sich grundlegende Einsichten zwar über lange Zeit nicht ändern aber dennoch immer wieder neu vermittelt werden müssen.
Liebe Leserinnen und Leser,
mit dem Leitfaden „Entwicklungsförderung und Gewaltprävention für junge Menschen“, der von renommierten Sachverständigen im Beirat des DFK entwickelt wurde, sind wichtige Grundsätze für den Erfolg pädagogischer Arbeit auf dem Stand der heutigen entwicklungspsychologischen Forschung präsentiert und zur Anwendung empfohlen. Nicht jeder inhaltliche Aspekt ist neu, aber die Herausbildung einer zugewandten, fördernden und mitfühlenden Haltung bei der Unterstützung von Kindern und Jugendlichen ist keine selbstverständliche pädagogische Konstante und muss stets wiederkehrend erlernt und gefestigt werden. Die sachverständigen Impulse des DFK-Leitfadens richten sich an erziehungsverantwortliche Erwachsene, die mit Kindern und Jugendlichen leben, arbeiten und bei ihnen Verhaltensziele erreichen wollen. Die Inhalte des beim 18. DPT vorgestellten Leitfadens sind - an den jeweiligen Kapiteln orientiert - nun auch als einzelne Artikel in der aktuellen Ausgabe von forum kriminalprävention publiziert.
1. Aktuelle Ausgabe von forum kriminalprävention (2/2013): „Entwicklungsförderung & Gewaltprävention für junge Menschen“
Folgende Artikel zu „Entwicklungsförderung & Gewaltprävention“ sind enthalten:
• DFK-Projekt: Ziele, Arbeitsschritte und erste Ergebnisse der Arbeit mit einem Sachverständigenrat pdf
• Theoretische Fundierung und Konzipierung pdf,
• Messung von Wirksamkeit und Umsetzungsqualität (Evaluation) pdf,
• Wirksamkeit und ihre Einflussfaktoren (Effektivität) pdf,
• Umsetzung in Kitas, Schulen u.a. Einrichtungen (Implementation) pdf,
• Hindernisse und Möglichkeiten des Transfers wissenschaftlicher Erkenntnisse pdf,
• Qualitätskriterienkatalog für die Auswahl & Durchführung wirksamer Programme pdf.
Die Frage nach der Wirksamkeit von Präventionsangeboten wird nicht nur theoretisch abgehandelt, sondern auch konkret in den Beiträgen zu Projekt- bzw. Programmevaluationen:
• Gunnar Lemmer & Ulrich Wagner: Prävention im Team - PiT Hessen pdf,
• Marcus Kober: Stark im MiteinanderN pdf,
• Inga Frantz & Nina Heinrichs: FAMOS – Familien Optimal stärken pdf,
• Buchtipp Sarah Strauß: Peer Education & Gewaltprävention… Schlag.fertig pdf.
Einen Perspektivenwechsel nimmt dann Volkhard Schindler vor, der die „Zielgruppe ältere Menschen“ in den Blick nimmt und von neuen Angeboten des Programms Polizeiliche Kriminalprävention (ProPK) für Senioren berichtet. Weiterhin gibt es eine Fortsetzung von Frank Kawelovski zum Einbruchschutz und den polizeilichen Problemen bei der polizeilichen Aufklärung von Wohnungseinbrüchen. Kurz angerissen ist das Thema Produktpiraterie mit dem Hinweis auf eine umfangreiche Informations- und Vernetzungsplattform:www.conimit.de. Henning van den Brink blickt auf den 18. Deutschen Präventionstag und die programmatische Bielefelder Erklärung zurück. Die Frage von Radikalisierungsprozessen am Beispiel salafistischer Extremisten erörtert Michail Logvinov, damit Programme der Deradikalisierung darauf aufbauen können. Weitere Erläuterungen im Editorial pdf.
2. Aktuelle Ausgabe von „Aus Politik und Zeitgeschichte (APUZ 29-31/2013) zum Thema „Deradikalisierung“
Sarah Laukamp bestätigt im Editorial: „Wenn Radikalisierung der Prozess ist, durch den ein Mensch zum Extremisten wird, dann ist eine mögliche Umkehrung dieser Eskalation für die demokratische Gesellschaft von besonderem Interesse: die Deradikalisierung. Um einem solchen Richtungswechsel näher zu kommen, muss jedoch erst nachvollzogen werden, wie Radikalisierung tatsächlich abläuft.“ Die Inhalte:
Peter Neumann
Radikalisierung, Deradikalisierung und Extremismus:Der Autor grenzt wichtige Konzepte wie Radikalisierung, Extremismus und Deradikalisierung voneinander ab. Es zeigt sich, dass wichtigen Debatten und Kontroversen im Bereich der Terrorismus- und Extremismusforschung oft unterschiedliche Verständnisse dieser Konzepte zugrundeliegen.
Roland Eckert
Radikalisierung – Eine soziologische Perspektive: Menschen rechnen sich Gemeinschaften zu, die sie über Ethnien, Religionen oder Klassen definieren. Vorstellungen von Bedrohung oder Demütigung dieser Gemeinschaften stehen am Anfang der Radikalisierung. Wieweit Konflikte in ihrer Eigenlogik fortschreiten, hängt von ihrer Bearbeitung ab.
Guido Steinberg Jihadistische Radikalisierung im Internet und mögliche Gegenmaßnahmen: Islamistische Organisationen nutzen das Internet, um ihre Unterstützer und Sympathisanten zu mobilisieren. Diese Entwicklung erfordert es, die im Internet aktiven Propagandisten zu verfolgen, durch aktive Manipulation Misstrauen zu säen und langfristig auch Aussteiger für Gegenentwürfe zu identifizieren.
Lorenzo Vidino
Deradikalisierung durch gezielte Interventionen: Bei gezielten Interventionen wird versucht, junge Menschen zu identifizieren, die Anzeichen einer Radikalisierung zeigen, aber bisher keine kriminellen Taten begangen haben. Es wird versucht, Maßnahmen zu ergreifen, die eine weitere Radikalisierung verhindern sollen.
Judy Korn, PD Dr. Harald Weilnböck
Der lange Abschied von Hass und Gewalt: Ein Mensch, der sich radikalisiert, entfernt sich – von der Gesellschaft und vom privaten Umfeld. Deradikalisierung heißt im Umkehrschluss, diesen Menschen wieder herein bitten. Dazu muss er Vertrauen fassen und Fragen stellen dürfen, auf die er bisher nur von Extremisten Antworten bekommen hat.
Ulrich Dovermann
Narrative und Gegen-Narrative im Prozess von Radikalisierung und Deradikalisierung: Extremistische Narrative orientieren sich an ideologischen Grundaussagen, konzentrieren sich jedoch gleichzeitig auf konkrete Bezüge. Eine mögliche Gegensteuerung scheint in der Entwicklung von Gegen-Narrativen zu liegen. Diese greifen jedoch nur, wenn sie aus dem gleichen kulturellen Ursprung entwickelt werden.
3. Best-Practice-Conference des EUCPN „Prävention von Häuslicher Gewalt“
Am 11. und 12. Dezember 2013 findet in Vilnius/Litauen die Konferenz des Europäischen Netzwerkes für Kriminalprävention (EUCPN) zu erfolgreichen Projekten (Best-Practice-Conference) mit dem Thema „Prävention von Häuslicher Gewalt“ statt. Die dort vorzustellenden Projekte können Ansätze des Opferschutzes (rechtliche, administrative und soziale Möglichkeiten), Instrumente der Gefährdungsanalyse und ihre Praxistauglichkeit, Möglichkeiten der Mediation, Arbeit mit Tätern sowie schließlich die kooperativen Interventionsverfahren betreffen.
Zugleich bietet die Tagung den Rahmen für die Vergabe des (mit 20.000 EUR dotierten) Europäischen Präventionspreises (ECPA) an eines oder aufgeteilt an mehrere vorgeschlagene Projekte.
Im Namen der litauischen Präsidentschaft bitten BMJ, BMI und DFK als nationale Repräsentanten bzw. Kontaktstellen um Benennung (für die Präsentation / Bewerbung um den Preis) geeigneter Projekte möglichst per Email bis spätestens zum 23. September 2013. Mit dem über den Link zugänglichen Formular kann die Benennung / Bewerbung mit entsprechender Projektbeschreibung möglichst in deutscher (vorab) und englischer Sprache bei dfk@bmi.bund.de (sowie beim BMI, Referat ÖS I 1 oder BMJ, Referat II A 6) eingereicht werden. Die Auswahl der drei Projekte, die von deutscher Seite präsentiert werden sollen (ein Projekt wird daraus für den Preiswettbewerb nominiert) wird von den deutschen Vertretern im EUCPN sodann Anfang Oktober vorgenommen. Die Reisekosten sind im Falle einer Konferenzteilnahme von den entsendenden Institutionen selbst zu zahlen.
4. Deutscher Jugendgerichtstag in Nürnberg: „Jugend ohne Rettungsschirm. Herausforderungen annehmen!“
Der kommende, nunmehr 29. Deutsche Jugendgerichtstag findet vom 14. bis 17. September 2013 in Nürnberg statt und steht unter dem Titel „Jugend ohne Rettungsschirm. Herausforderungen annehmen!“. Erwartet werden etwa 800 Teilnehmende, insbesondere aus den Bereichen Jugendhilfe, Justiz und Polizei.
Der Jugendgerichtstag ist die zentrale Tagung für alle Berufsgruppen, die am Jugendstrafverfahren mitwirken, mit straffällig gewordenen jungen Menschen arbeiten oder sich wissenschaftlich mit Fragen der Jugendkriminalität und der Jugendstrafrechtspflege befassen.
Die Veranstaltung bietet Gelegenheit, sich über grundlegende und aktuelle Themen zu informieren und zu diskutieren, neue ebenso wie bewährte Projekte und Initiativen kennen zu lernen und sich zum intensiven Austausch mit Vertreterinnen und Vertretern aller Institutionen der Jugendkriminalrechtspflege zusammen zu finden.
Einzelheiten zum Programm und vertiefende Informationen zu den Vorträgen und Arbeitskreisen finden Sie hier. Anmeldeschluss ist am 15.08.2013.
Weitere Informationen & Anmeldung:
Deutsche Vereinigung für Jugendgerichte und Jugendgerichtshilfen
Lützerodestraße 9 | 30161 Hannover | Tel: 0511 – 3483642
Fax: 0511 – 318 06 60 | Email: tschertner@dvjj.de
5. Deutscher Präventionstag 2014 in Karlsruhe
Der 19. Deutsche Präventionstag (DPT) findet am 12. und 13. Mai 2014 in Karlsruhe statt. Gastgebende Veranstaltungspartner sind das Land Baden-Württemberg und die Stadt Karlsruhe. Das call-for-paper Verfahren und weitere Detailinformationen werden Mitte August 2013 veröffentlicht.
Liebe Leserinnen und Leser,
nun genießen Sie bitte Sommer- und Urlaubszeit. Ich bin in der zweiten Augusthälfte wieder für Sie da. Alles Gute und bis dahin,
Ihr Wolfgang Kahl