DFK-Newsletter 90 (Sept. 2013)
Ein Mensch wird „Pessimist“ geschmäht, der düster in die Zukunft späht. Doch scheint dies Urteil wohl zu hart: Die Zukunft ist‘s, die düster starrt.
Eugen Roth hat seine Mitmenschen aufs Genaueste beobachtet, ließ sich vom äußeren Schein nicht blenden und hat so manche Falle des Fortschritts beschrieben. Die Zukunft der digitalen Gesellschaft ist ungewiss und kann gewiss nicht nur mit fortschrittsblanken, stromlinienförmigen Gedanken gemeistert werden.
Liebe Leserinnen und Leser,
1. die aktuelle Ausgabe von forum kriminalprävention (3/2013): Digitale Gesellschaft: Risiken und Prävention
spricht Risiken in Bezug sowohl auf Sicherheit als auch auf Freiheit an und beschäftigt sich mit Möglichkeiten und Grenzen präventiven Handelns. Diskurse um eine konstruktive Balance zwischen Kontrolle und Freiheit bleiben nicht unerwähnt und sind im Trend der diesjährigen Herbsttagungen:
• Gesellschaft für interdisziplinäre wissenschaftliche Kriminologie (GiwK):
Devianz als Risiko? Neujustierungen des Umgangs mit Delinquenz und sozialer Auffälligkeit
• Kriminologische Gesellschaft (KrimG):
Risiken der Sicherheitsgesellschaft – Sicherheit, Risiko & Kriminalpolitik
• Bundeskriminalamt (BKA):
Cybercrime – Bedrohung, Intervention, Abwehr
Infolge der Debatte um den NSA-Skandal hat die Bundeskanzlerin am 19. Juli 2013 ein Acht-Punkte Programm zum besseren Schutz der Privatsphäre vorgestellt, das von den zuständigen Ressorts dann Mitte August fortgeschrieben wurde. Die Bundesregierung wird sich international für einen besseren Schutz der Privatsphäre einsetzen, ohne dabei sicherheits- und wirtschaftspolitische Bedürfnisse aus dem Blick zu verlieren. National wird sie mit Vertretern aus Politik, Verbänden, Ländern, Wissenschaft, IT- und Anwenderunternehmen erörtern, wie der Einsatz von IKT-Sicherheitsprodukten von vertrauenswürdigen Herstellern verstärkt werden kann. Dazu hat unter Leitung der Beauftragten der Bundesregierung für Informationstechnik / zugleich Vorsitzenden des Nationalen Cyber-Sicherheitsrates, Staatssekretärin Cornelia Rogall-Grothe, am 9. September in Berlin ein Runder Tisch „Sicherheitstechnik im IT-Bereich“ getagt. Vertreter aus Politik, Wirtschaft und Wissenschaft erörterten verschiedene Möglichkeiten zur Verbesserung der Rahmenbedingungen für die in Deutschland tätige IT-Sicherheitswirtschaft.
Vor all diesen Hintergründen beschäftigt sich die aktuelle fk-Ausgabe 3-2013 mit der Bedeutung des Internets für die Kriminalprävention:
Viktoria Jerke rückt den Sicherheitsaspekt beim Umgang mit digitalen Medien in den Vordergrund und erläutert die neuen zielgruppenspezifischen Präventionsangebote der Polizeilichen Kriminalprävention (ProPK) und des Bundesamtes für Sicherheit in der Informationstechnik (BSI). Hilfestellung und Praxisbeispiel ist etwa die Online-Anwendung Sicherheitskompass.
Diana Willems vom Deutschen Jugendinstitut (DJI) erläutert Studien zum medialen Nutzungsverhalten von Kindern und Jugendlichen und Präventionsmöglichkeiten: Erstens Angebote mit erzieherischen, weiterbildenden und Medienkompetenz fördernden Ansätzen sowie zweitens Angebote des Kinder- und Jugendschutzes, die den Zugang verhindern bzw. regulieren sollen.
Ergänzend die Hinweise auf
• die gerade erschienene Studie des Medienpädagogischen Forschungsverbundes Südwest (mpfs) zum Medienumgang 2- bis 5-Jähriger (miniKIM 2012): Die Ergebnisse belegen, dass Medien bereits im Leben von Vorschulkindern eine wichtige Rolle spielen.
• das I-KiZ - Zentrum für Kinderschutz im Internet, ein kinder- und jugendpolitisches Forum auf Bundesebene, das den Jugendschutz im Internet angesichts der vielfältigen, neuen Herausforderungen des Web 2.0 in den Mittelpunkt rückt und hierzu ein dauerhaftes und starkes Bündnis staatlicher Stellen mit zivilgesellschaftlichen Partnern, Unternehmen und Verbänden schafft. Im Fokus des I-KiZ stehen Kinder und Jugendliche, die sicheren Surfräumen und dem Schutz der Eltern entwachsen sind. Im I-KiZ soll gemeinsam überlegt werden, wie diese jungen User die Chancen des Internets möglichst ungefährdet nutzen und im Notfall Hilfe bekommen können. Deshalb schafft das Zentrum als wichtiges erstes Projekt Meldemöglichkeiten, durch welche Kindern und Jugendlichen bei Gewalt oder Belästigung im Netz die Hilfe vermittelt werden kann, die sie in einer Gefährdungssituation brauchen.
Weitere Themen des Heftes forum Kriminalprävention 3-2013:
• Datenschutz und Überwachung in der fortgeschrittenen Informationsgesellschaft
• Triple P als kommunale Präventionsstrategie: Darstellung anhand der Qualitätskriterien des DFK-Sachverständigenrates
• Zukunftsstudie: Sichere Schweizer Städte 2025
• Modellprojekt „Kindergartenarbeit in sozial benachteiligten Stadtteilen“
• Jugendkriminalität und ihre Prävention Ausgewählte Ergebnisse der YouPrev-Studie
• Ausgewählte Befunde des 14. Kinder- und Jugendberichts der Bundesregierung
• Deutscher Förderpreis Kriminalprävention – Thesen zur Fortentwicklung
2. Auch die aktuelle Ausgabe von „Aus Politik und Zeitgeschichte (APUZ 38-39/2013) Organisierte Kriminalität“ stellt Bezüge zum Thema Cybercrime her.
3. Beccaria-Qualifizierungsprogramm Kriminalprävention 2014
Der Landespräventionsrates Niedersachsen bietet zum siebten Mal das Beccaria-Qualifizierungsprogramm an. Diese modulare Weiterbildung zur „Fachkraft für Kriminalprävention“ richtet an all diejenigen, die im kriminalpräventiven Bereich tätig sind und ihre Kenntnisse in Kriminologie, Kriminalprävention sowie in Projektmanagement erweitern möchten. Inhalte, Termine und Anmeldung bitte hier.
4. Stellenausschreibung für die „Arbeitsstelle Jugendgewaltprävention" in Berlin
Bei der "Arbeitsstelle Jugendgewaltprävention" ist die Stelle eines/r wissenschaftlichen Mitarbeiters/in zu besetzen (Ausschreibung). Bewerbungen werden bis zum 30. September 2013 erbeten. Es handelt es sich um eine Einrichtung des Senats von Berlin, die im Rahmen des Gesamtkonzepts zur Reduzierung der Jugendgewalt in Berlin zum 1. Juli 2013 für zunächst 5 Jahre eingerichtet wurde. Die Arbeitsstelle wird durch die Camino gGmbH unter der Projektleitung von Frau Dr. Karliczek betrieben. Ziele sind neben der Entwicklung von Qualitätsstandards für Präventionen und Interventionsmaßnahmen zur Reduzierung von Jugendgewalt u. a. auch die Entwicklung und Fortschreibung eines Evaluationskonzepts sowie die Veranstaltungen von Workshops und ein sozialraumbezogenes Monitoring. Die Schwerpunktsetzungen liegen insbesondere bei der Stärkung der sozialen Kompetenzen durch Schule und Erziehung, der Verbesserung der Arbeit mit Intensiv- und Schwellentätern sowie eine intensive pädagogische Betreuung.
Liebe Leserinnen und Leser,
genießen Sie bitte weiterhin Ihre Gedankenfreiheit, herzliche Grüße
Ihr Wolfgang Kahl