DFK-Newsletter 91 (Dezember 2013)
Liebe Leserinnen und Leser,
Ein Mensch führt, jung, sich auf wie toll: Er sieht die Welt, wie sie sein soll, doch lernt er auch nach kurzer Frist, die Welt zu sehen wie sie ist, als Greis er noch den Traum sich gönnt, die Welt zu sehn, wie sie sein könnt.
Der Menschenkenner Eugen Roth deutet an, mit welchen An- und Widersprüchen in den Handlungsfeldern der Prävention zurechtzukommen ist. Um den Anspruch, gesellschaftliche Verhältnisse mitgestalten zu wollen, geht es in der letzten Ausgabe von forum kriminalprävention in diesem Jahr, die auch online verfügbar ist: Urbane Sicherheit und Soziale Stadt.
1. forum kriminalprävention 4-2013: Urbane Sicherheit und Soziale Stadt
Zu Fragen des Gestaltungswillens spannt das Editorial den Bogen zwischen den einzelnen Beiträgen und erinnert an die Gestaltungskraft von Vorbildern wie Nelson Mandela oder Willy Brand, die in diesen Tagen spürbar gewesen ist.
Das Titelthema „Urbane Sicherheit – Soziale Stadt“ betrifft Fragen zur sozialen Ausgestaltung von Lebensorten sowie zur Verbesserung von Sicherheit in urbanen Räumen. Zusammenhänge zwischen Sicherheit und Stadtentwicklung werden hergestellt sowie Erkenntnisse zum Management urbaner Sicherheit berichtet. Auf die Absicht der neuen Bundesregierung, das Programm Soziale Stadt aufzuwerten, wird hingewiesen: „Das Programm Soziale Stadt werden wir im Rahmen der Städtebauförderung als Leitprogramm der sozialen Integration weiterführen. Es bildet die Grundlage für eine ressortübergreifende Strategie Soziale Stadt, mit der wir additiv Fördermittel aus Programmen anderer Ressorts in Gebieten mit erhöhten Integrationsanforderungen bündeln.“ (vgl. Koalitionsvertrag zwischen CDU, CSU und SPD „Deutschlands Zukunft gestalten“, S.117).
Das Heft berichtet weiterhin von den kommunalen Anstrengungen der Gewaltprävention in Brandenburg (Ostprignitz-Ruppin) und den Bemühungen zur Verbreitung des Anti-Mobbingprogramms fairplayer in Berlin. Die Belange der „Großen Kinder“ für eine gelingende Entwicklungsförderung werden thematisiert. Über die nationalen Grenzen hinaus blickend geht es um inklusive Gewaltprävention in Südafrika. Einen Überblick über alle Beiträge finden Sie hier. Die Online-Version zum Blättern bitte hier klicken.
2. Gewalt- und Kriminalprävention in den Programmgebieten der Sozialen Stadt
Die Studie "Gewalt- und Kriminalprävention in der Sozialen Stadt" (Projektlaufzeit: 12/2011 - 09/2013) liefert eine Bestandsanalyse der Kriminalitätssituation im sozialräumlichen Kontext. Auf Grundlage einer Sonderauswertung bundesweiter Dunkelfeldbefragungen bei Schülern sowie der Analyse erfolgreicher Ansätze der Gewaltprävention auf Quartiersebene, die insbesondere für benachteiligte Stadtteile vorliegen, wurden Handlungsempfehlungen abgeleitet. Die Studie steht als Online-Publikation beim Bundesinstitut für Bau-, Stadt- und Raumforschung (BBSR) im Bundesamt für Bauwesen und Raumordnung (BBR) bereit.
Zum Fazit des Forschungsprojektes finden Sie auch einen Artikel in forum kriminalprävention.
3. DAS RADIKAL BÖSE – Ein Dokumentarfilm: Kinostart am 16. Januar 2014
In zeitlichem Zusammenhang mit dem Erinnern an den Beginn des Auschwitzprozesses vor 50 Jahren (am 20.12.1963 in Frankfurt a.M.) ist ein Dokumentarfilm produziert worden, der das ultimative Grauen - das Töten unschuldiger Menschen - zum Thema macht und wie der Titel lautet DAS RADIKAL BÖSE erklären will. Filmemacher Stefan Ruzowitzky fragt, warum es die „ganz normalen Männer“ fertig bringen konnten, im Rahmen des Holocaust in Osteuropa Massenexekutionen durchzuführen und anschließend dann größtenteils seelisch unbeschadet weiterzuleben. Der Film sucht Antworten im Kontext des damaligen Geschehens. Er wird im Heft forum kriminalprävention ausführlich vorgestellt.
Die Übersicht über die deutschlandweiten Sonderveranstaltungen finden Sie hier.
4. Die Demokratie verteidigen im digitalen Zeitalter - Internationaler Aufruf
Fünfhundertsechzig Schriftsteller aus der ganzen Welt, darunter fünf Literaturnobelpreisträger, protestieren mit einem internationalen Aufruf, den die Frankfurter Allgemeine Zeitung (F.A.Z.) zusammen mit 31 anderen Zeitungen dokumentiert, gegen die systematische Überwachung im Internet durch Geheimdienste wie die amerikanische NSA. Sie rufen dazu auf, die Demokratie in der digitalen Welt zu verteidigen.
Zwei der Initiatoren des Aufrufs, die Schriftsteller Juli Zeh und Ilija Trojanow, erläutern im Gespräch ihre Beweggründe: „Es geht um den Konflikt zwischen dem Einzelnen und der absoluten Macht unter den neuen Bedingungen des Informationszeitalters.“ Eine Reihe von Autoren, zu denen T.C. Boyle, Javier Marías, Liao Yiwu, Victor Jerofejew, Thomas Hettche und Jo Lendle gehören, erklären in persönlichen Stellungnahmen, warum sie den Appell mittragen. Zu Aufruf und Stellungnahmen in der F.A.Z. geht es hier.
5. Förderpreis Helfende Hand würdigt 16 Projekte
Bereits zum fünften Mal würdigt die Helfende Hand ehrenamtliches Engagement im Bevölkerungsschutz. Ausgezeichnet werden Ideen und Konzepte, die das Interesse für ein ehrenamtliches Engagement im Bevölkerungsschutz wecken, sowie Unternehmen, die ehrenamtliches Engagement ihrer Mitarbeiter besonders unterstützen.
Über 140 Projekte aus ganz Deutschland wurden für den Förderpreis Helfende Hand 2013 eingereicht, den das Bundesministerium des Innern (BMI) vergibt. Die Jury mit Experten aus im Bevölkerungsschutz tätigen Organisationen nominierte daraus die 16 Finalisten in den Kategorien Jugend- und Nachwuchsarbeit, Innovative Konzepte und Unternehmen, die am 19.12.2013 in Berlin ausgezeichnet wurden.
Mit 3.870 Stimmen gewann die Arbeitsgemeinschaft der Hilfsorganisationen in Augsburg den Publikumspreis 2013. An der Abstimmung beteiligten sich in diesem Jahr 15.953 Personen.
Zu den Details bitte hier weiterlesen.
6. Schwedisches Projekt Relationship Violence Center gewinnt Europäischen Präventionspreis
Im Rahmen der alljährlichen Best-Practice-Konferenz des Europäischen Netzwerkes für Kriminalprävention (EUCPN) verlieh am 11.12.2013 ein hochrangiger Repräsentant des litauischen Innenministeriums beim abendlichen Empfang in Vilnius den European Crime Prevention Award (ECPA) an das Stockholmer Projekt „Relationship Violence Center“ (RVC), eine Beratungsstelle für die Opfer von Häuslicher Gewalt bzw. von Gewalt in engen persönlichen Beziehungen. Der Preis ist mit 10.000 EUR dotiert. Weitere Informationen hier.
Liebe Leserinnen und Leser, ich hoffe, dass Sie ein gutes Jahr beenden können, wünsche Ihnen auch namens meiner Kolleginnen und Kollegen in der Geschäftsstelle und im Vorstand des DFK eine besinnliche Weihnachtszeit und einen fröhlichen Jahreswechsel. Möge das neue Jahr mit unser aller Esprit für eine gute, sozial ausgleichende und wirksame Präventionsarbeit beginnen.
Herzliche Grüße
Ihr Wolfgang Kahl