DFK-Newsletter 94 (September 2014)
„Die Menschen sind gut, bloß die Leute sind schlecht“, resignierte Erich Kästner und vergaß jene Vorbilder, die Haltung zeigen, glaubwürdige Orientierung geben und Mut machen, sich weiterhin „für die Sache“ zu engagieren, wie etwa bei der mühsamen Präventionsarbeit.
Liebe Leserinnen und Leser,
1. mit dem Dreiklang „Prävention braucht Vorbilder, Ermutigung und Anerkennung“ titelt die neue Ausgabe von forum kriminalprävention (fk 3-2014) und berichtet von der der Eröffnungsveranstaltung zur Ausstellung "VorBILDER - Sport und Politik verein(t) gegen Rechtsextremismus" mit Bundespräsident Joachim Gauck am 10. September 2014 in Berlin. Weitere Themenschwerpunkte der September-Ausgabe sind Gewaltprävention und ihre Implementation: Drei Beträge behandeln die Erforschung, Risikoanalyse und Prävention von Amok-Taten im Allgemeinen und insbesondere an Schulen. Aus der Schweiz wird von Good-Practice-Kriterien für die gelingende Prävention in Familie, Schule und Sozialraum berichtet und auf das ergänzende Handbuch „Wirksame Gewaltprävention“ mit einer Übersicht über die 26 wichtigsten Präventionsansätze auf internationaler Ebene hingewiesen. Schließlich werden Medienpakete für die pädagogische Praxis zu Islam, Islamfeindlichkeit, Islamismus und Demokratie vorgestellt (hier: fk-Online-Version zum durchblättern).
2. Der Rückblick auf den 19. Deutschen Präventionstag in Karlsruhe knüpft an die „Karlsruher Erklärung“ an, in der die Schaffung eines „Nationalen Zentrums für Kriminalprävention“ von den Veranstaltungspartnern des DPT gefordert wird, „ggf. durch den Ausbau der Stiftung Deutsches Forum für Kriminalprävention (DFK) zu einem solchen Zentrum sowie unter Einbeziehung der Expertise maßgeblicher Institutionen und Forschungseinrichtungen.“ Erste Anstöße zur strukturellen Fortentwicklung der Präventionsarbeit auf Bundesebene gab es im Experten- und Bürgerdialog der Bundeskanzlerin „über Deutschlands Zukunft“ durch die Arbeitsgruppe „Kriminalität und Sicherheit“ bereits 2012. Zuvorderst haben die Kriminologie-Experten empfohlen, ein interdisziplinäres "Nationales Zentrum für Kriminalprävention" zu schaffen, das zwei Aufgabenbereiche wahrnehmen sollte:
- Erzeugung von Wissen für eine evidenzbasierte Kriminalprävention durch fundierte Evaluationen (langfristige kontrolliere Evaluationen, Erarbeitung von Qualitätsstandards, Forschungssynthesen)
- Transfer der Erkenntnisse in die verschiedenen Bereiche bzw. die dort tätigen Professionen (Qualifizierung, Transfer, Kooperation).
Im Rahmen der DFK-Kuratoriumssitzung Ende Mai 2014 hat der Bundesminister des Innern Dr. Thomas de Maizière auch in seiner Funktion als neuer Kuratoriumspräsident die Bereitstellung von finanziellen Mitteln in Höhe von jährlich 500.000 EUR zum Aufbau eines "Nationalen Zentrums" für die kommenden Jahre angekündigt und in den Etatentwurf des Bundes für 2015 eingebracht. Welche Konsequenzen im Hinblick auf strukturelle Anpassungen und inhaltliche Schwerpunktsetzungen zu ziehen sein werden, ist eine Frage des anstehenden Klärungsprozesses, in den Wissenschaft und Präventionsfachleute einbezogenen werden sollten. In einem Memorandum haben Erich Marks und Wiebke Steffen einen ersten Konkretisierungsvorschlag skizziert. Fachliche Prämissen sind im fk-Editorial dargelegt.
3. XY-Preis 2014: Menschen mit Zivilcourage sind Vorbilder
Mit dem XY-Preis werden jedes Jahr Menschen ausgezeichnet, die in besonderer Weise Zivilcourage gezeigt und dadurch Verbrechen verhindert oder Opfern in Not geholfen haben: Menschen, die hinschauen, eingreifen und Mut beweisen. Menschen, die mitunter viel riskieren, um andere zu retten.
Dieses Jahr übernimmt Bundesinnenminister Dr. Thomas de Maizière die Schirmherrschaft des XY-Preises. Am 8. Oktober 2014 wird der Preis im ZDF-Hauptstadtstudio in Berlin zum dreizehnten Mal vergeben, hier die Nominierungen.
4. Europäischer Präventionspreis 2014: Bewerbungen noch bis zum 10. Oktober
Am 16. und 17. Dezember 2014 findet in Rom/Italien die Best-Practice-Conference des Europäischen Netzwerkes für Kriminalprävention (EUCPN) zum Thema „Prävention von Menschenhandel“ statt. Projekte können sich um Teilnahme sowie für den Europäischen Präventionspreis (ECPA) bewerben.
Die dort vorzustellenden Projekte können die Teilaspekte
• Verringerung von Nachfragestrukturen bzw. der Risiken, Opfer von Menschenhandel zu werden
• Opferschutz: Umgang mit Opfern und potentiellen Opfern von Menschenhandel
• Sensibilisierung der Öffentlichkeit zum Thema Menschenhandel
betreffen.
Zugleich bietet die Tagung den Rahmen für die Vergabe des (mit 20.000 EUR dotierten) Europäischen Präventionspreises (ECPA) an eines oder mehrere vorgeschlagene Projekte.
Im Namen der italienischen Präsidentschaft bitten BMJV, BMI und DFK als nationale Repräsentanten bzw. Kontaktstellen um Benennung (für die Präsentation / Bewerbung um den Preis) geeigneter Projekte zum Kongressthema möglichst per Email bis spätestens zum 10. Oktober 2014.
Mit dem hier zugänglichen Formular kann die Benennung bzw. Bewerbung mit entsprechender Projektbeschreibung in englischer (ggf. vorab in deutscher) Sprache bei dfk@bmi.bund.de eingereicht werden. Nachfragen bitte ebenfalls per Email.
5. EUCPN-Leitfaden für die Evaluierung von Initiativen der Kriminalprävention
Der vom Sekretariat des Europäischen Netzwerkes für Kriminalprävention (EUCPN) unter Mitwirkung einer wissenschaftlichen Arbeitsgruppe gestaltete praktische "Leitfaden für die Evaluierung von Initiativen der Kriminalprävention" ist jetzt in deutscher Sprache veröffentlicht.
Lieber Leserinnen und Leser, „tauchen Sie nicht ab“, bringen Sie bitte vielmehr Ihr Engagement und Interesse durch Debattenbeiträge zum Ausdruck. Ich freue mich darauf und wünsche Ihnen eine ermutigende Lektüre der aktuellenBeiträge im forum kriminalprävention,die auch Anerkennung für Ihre Arbeit deutlich machen.
Herzliche Grüße Ihr Wolfgang Kahl