DFK-Newsletter 95 (Dezember 2014)
„Ein Mensch sieht schon seit Jahren klar: Die Lage ist ganz unhaltbar. Allein - am längsten, leider, hält das Unhaltbare auf der Welt.“ Skepsis bringt Eugen Roth zum Ausdruck, die vor zu großem Optimismus schützt und gleichzeitig deutlich macht, wie notwendig unser Engagement für den gesellschaftlichen Zusammenhalt und sozialen Frieden ist.
Liebe Leserinnen und Leser,
„Sicheres Wohnen & gute Nachbarschaft“ titelt die neue Ausgabe von forum kriminalprävention (fk 4-2014)
und bringt zwei Zielsetzungen zum Ausdruck, die gleichzeitig angestrebt werden müssen, damit sich Menschen an ihrem Lebensort wohl fühlen können. Die Beiträge zum Einbruchschutz zeigen, dass noch Potenzial für Verbesserungen bei der Eigensicherung vorhanden ist, um Einbrechern die Zugänge zu erschweren. Es sind Kooperationen entstanden, um sinnvolle Schutzmaßnahmen zu empfehlen bzw. anzubieten, von denen berichtet wird. Das DFK weist insbesondere auf die neuen finanziellen Anreize für den Einbau von technischen Sicherungen etwa bei Fenstern und Türen hin.
Im Interview blickt Jörg Ziercke blickt auf die fast elf Jahre seiner Amtszeit als BKA-Präsident zurück und stellt heraus, dass „der wirkungsvollste Ansatz, Kriminalität zu bekämpfen, ist, deren Entstehung zu verhindern.“ Er befürwortet den Ansatz der Kommunalen Kriminalprävention, die dem Grundgedanken folge, Kriminalität und deren Ursachen dort zu begegnen, wo sie entstehen. Im Hinblick auf die Verzahnung zahlreicher Politikfelder wie der „kommunalen Gesundheits-, Jugend-, Arbeitsmarkt- und Stadtplanungspolitik“ favorisiere er eine „Weiterentwicklung zu einer kommunalen Kriminalpolitik.“ Ziercke hebt auch die Bedeutung des DFK für die Stärkung der Prävention in Deutschland hervor und wünscht der Stiftung „den notwendigen Rückhalt auf kommunaler wie bundespolitischer und auch europäischer Ebene.“
(Zur Online-Leseversion der fk-Ausgabe: hier)
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Mit dem Europäischen Präventionspreis 2014 (ECPA) des Europäischen Netzwerkes für Kriminalprävention (EUCPN) zum Themenschwerpunkt „Prävention von Menschenhandel“ wurde am 05.12.2014 in Rom das Dänische Projekt „HopeNow" ausgezeichnet. Es handelt sich um ein ständiges und umfassendes Unterstützungsangebot für Opfer von Menschenhandel und -ausbeutung. Den Betroffenen wird in einer zugehend-aufsuchenden, wertschätzenden sowie Vertrauen schaffenden Art und Weise Hilfe zuteil, die seitens der Behörden nicht ermöglicht werden konnte. Lebenspraktische Unterstützung, kulturelle Mediation und auch psychologischer Betreuung und Therapie gehören zum Leistungsumfang. Ebenso werden Behördenkontakte behutsam hergestellt. Das Projekt ist ein Eckpfeiler im nationalen Plan zur Bekämpfung von Menschenhandel in Dänemark und trägt durch mediale Kampagnen zur landesweiten Sensibilisierung der Öffentlichkeit bei. Deutschland hatte sich mit dem Projekt „KOBRA“der zentralen Koordinierungs- und Beratungsstelle für Opfer von Menschenhandel zur sexuellen Ausbeutung in Niedersachsen um den Preis beworben.
Hier geht es zur neu konzipierten Website des EUCPN.
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Das Bundeskriminalamt (BKA) und das Max-Planck-Institut für ausländisches und internationales Strafrecht (MPI Freiburg) haben am 08.12.2014 die Studie„Deutscher Viktimisierungssurvey 2012" veröffentlicht. Grundlage der Studie bildet die bislang größte in Deutschland durchgeführte Opferbefragung. Rund 35.000 Personen gaben Auskunft zu ihren Erfahrungen als Opfer von Kriminalität, zu ihrem Sicherheitsempfinden und ihren kriminalitätsbezogenen Einstellungen. Der „Deutsche Viktimisierungssurvey" soll die Polizeiliche Kriminalstatistik (PKS) - die nur die polizeilich registrierte Kriminalität (Hellfeld) abbildet - als Grundlage für eine Bewertung der Kriminalitätslage in Deutschland ergänzen. Hierfür befasst sich die Studie auch mit Themen, die in der PKS nicht enthalten sind - etwa der Zufriedenheit der Bürgerinnen und Bürger mit der Polizei oder dem Vertrauen und der Hilfsbereitschaft innerhalb eines Wohngebietes.
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Liebe Leserinnen und Leser,
das Jahr 2014 geht dem Ende zu, wir freuen uns auf ein paar ruhige Tage „über Weihnachten“ und denken „Wo bleibt die Zeit?“. Ich wünsche Ihnen allen eine frohe Weihnachtszeit und einen fröhlichen Jahreswechsel auch im Namen des DFK-Teams von Vorstand und Geschäftsstelle.
Zum Schluss ein Wortspiel des Poeten Erich Fried:
Da habe ich einen gehört, wie er seufzte: „Du liebe Zeit!“
Was heißt da „Du liebe Zeit“? - „Du unliebe Zeit“, muß es heißen
„Du ungeliebte Zeit!“ von dieser Unzeit, in der wir
leben müssen. Und doch Sie ist unsere einzige Zeit
Unsere Lebenszeit - Und wenn wir das Leben lieben
können wir nicht ganz lieblos gegen diese unsere Zeit sein
Wir müssen sie ja nicht genau so lassen, wie sie uns traf...
Herzliche Grüße Ihr Wolfgang Kahl